MUSÉE SENTIMENTAL DE DSCHUNGEL WIEN

Vor zwei Jahrzehnten wurde DSCHUNGEL WIEN eröffnet. Mit außergewöhnlichen Produktionen begeisterte es Generationen von jungen Menschen und Familien in Wien und erlangte rasch internationale Aufmerksamkeit. Zum 20-jährigen Jubiläum präsentieren wir aktuelle Positionen darstellender Kunst für junges Publikum und feiern die Errungenschaften und Erfolge der letzten 20 Jahre.

Dafür entsteht das MUSÉE SENTIMENTAL DE DSCHUNGEL WIEN. Wir haben Wegbegleiter*innen, Künstler*innen und Partner*innen gebeten, dem Theaterhaus einen Gegenstand zu schenken, der von ihrer ganz persönlichen Beziehung zum DSCHUNGEL WIEN erzählt.

Das Museum präsentiert die Highlights und Anekdoten der letzten Jahre als Liebesgeschichten. Unter ihnen werden auch Hasslieben, Trennungen, Abschiede, Fehltritte, Scheitern und Neuanfänge zu entdecken sein. Zu erleben ist eine Ausstellung, die unter dem Motto „Eine Liebesgeschichte“ die Geschichte des Theaterhauses erzählt und Kinder, Familien und Schulklassen zum Mitmachen und Weiterspielen einlädt.

Holzkassette

Holz, bedruckt, Metallverschluss, enthält drei farbige Stifte
 
„In dieser Holzkassette gibt es leider keine Schoko-Pralinen – wir bewahren darin drei Stifte auf, welche sich farblich voneinander unterscheiden. Wenn sich Simon, Kajetan und Siruan für ein Stück aufgewärmt haben, wurde das mit folgendem Spiel getan:
Penball: Es gibt einen (Fuß-) Ball und jeder der drei Spieler stellt einen Stift im Raum auf, der von nun an beschützt und von den anderen nicht umgeschossen werden darf.
Wer drei Mal trifft gewinnt!“
 
Simon, Kajetan und Siruan, Kompanie Freispiel

 

Musée Sentimental de DSCHUNGEL WIEN

Zeitpunkte

Styropor-Kügelchen, konserviert
 
„Diese Zeitpunkte waren Teil unserer Produktion WANN IST MORGEN?, die 2019 im Dschungel Wien uraufgeführt wurde. Hier schlüpften sie aus einem Kostüm, wanderten und tanzten über die Bühne und verwandelten sich in Sekunden, Zähne, Sterne und Zeitpunkte. Das ist eine Auswahl von Zeitpunkten, die wir hier im Dschungel Wien erlebten: die Sekunde, wenn das Saallicht erlischt, das Zittern vor dem Elefantenzahnpastaexperiment, das lustigste Kinderlachen während einer Performance, der Moment als unsere Premiere nach der Generalprobe aufgrund eines Lockdowns abgesagt werden musste, das Funkloch im dunklen Gang, der Dschungelwrap nach der Probe, Herzklopfen, der Erdkübel auf dem Kopf, das Geräusch, wenn eine der wenige Plexiglas-Scheiben bricht, die ‚Wie alt bist du?‘-Frage bei Publikumsgesprächen und das Einsammeln aller Zeitpunkte nach der Vorstellung.“
 
kollektiv kunststoff

Sturm „Meer“

Audiokassette, auf Anfang gespult, Beschriftung „März 2014”
 
„2013 stürmte die Plaisiranstalt den Dschungel. STURM war die erste von (bislang) sieben Produktionen, die wir in über zehn Jahren und unter drei verschiedenen Leitungen am Dschungel zeigen durften. Es war nach ein paar Stücken für Erwachsene eine Neuorientierung der Plaisiranstalt, weil wir die jüngeren Menschen nicht mehr ausschließen wollten. Und die älteren trotzdem mitnehmen wollten. Sowas geht am Dschungel. STURM war eine fantastische Reise frei nach Shakespeare für alle ab 2 Jahren. Wir haben viel auf das zurückgegriffen, was uns (alten Säcken) mal (in bunter Vorzeit) die Fantasie angeregt hat. Dazu gehörten Audiokassetten. Sie haben ihre Magie nicht verloren. Die originale Kassette mit Meeresrauschen hat offensichtlich den ersten Sturm nicht überlebt. Dafür hier die zweite.“
 
Raoul Biltgen, Plaisieranstalt
Musée Sentimental de DSCHUNGEL WIEN

Clik Clack

Holzkugeln, Schnur
 

“I feel like I am waiting on something that isn’t going to happen.

I was 26 years old when my piece was chosen to be produce by Dschungel. I just moved to Vienna young and afraid, not knowing what I will do next. HÜPFEN was also my first piece as a choreographer. It was a signific moment for me that Dschungel is going to produce my piece. AMAZING. The only thing I needed to learn is to CLIK CLACK. Till these days I don’t know how to do it. The piece is still running and I still don’t know how to CLIK CLACK.”

 
Gat Goodovitch, Lazuz

Pausen-Seifenblasen

Plastikdose, zylindrisch, Schraubverschluss, enthält Seifenlauge
 

„Der entscheidende Grund, warum ich immer zum Theater wollte, war das soziale Erlebnis, das Gemeinsam-Sein und der Kontakt zu diesen offenen, neugierigen, freundlichen Menschen, die man bei der Arbeit am Theater treffen kann. Ein zwiespältiges Thema war dabei oft das Rauchen. Auf einer Seite war das Teil des gemütlichen Beisammenseins, auf der anderen Seite war klar, dass es eigentlich eine blöde Idee ist dafür zu Rauchen. Bei einer Produktion haben wir uns deswegen vorgenommen, statt den gemeinsamen Rauchpausen zusammen Seifenblasenpausen zu machen. Das hat sich als globaler Trend seitdem immer noch nicht durchgesetzt, aber von der Idee bin ich immer noch überzeugt: man geht raus, man atmet bewusst, man schaut Gebilden aus Nichts hinterher und kann so gemeinsam die Gedanken flattern lassen.“

 
Richard Schmetterer, theater Foxxfire

Buch SCHRILLES HERZ SCHREIBEN

138 Seiten, mit Texten der Teilnehmenden der Schreibwerkstatt 2009, gelbes Post-it mit Handschrift
 

„Schön war’s“

 
Lilly Axster

Teekanne

Kupfer, Holzgriff, Kratzer, leicht angelaufen
 

“Remember the Yellow Submarine”  

1967 entstand der Musikfilm "Yellow Submarine" der Beatles. Die farbenprächtigen Bilder, den Umgang mit Metaphern und Medien und die innovative Musik nimmt "Remember the Yellow Submarine" als Ausgangspunkt für eine bunte Reise durch reale und surreale Welten, zu einem Spiel mit Wirklichkeiten und Wahrnehmungen. Das gesamte Theaterhaus des DSCHUNGEL WIEN wurde innen und außen "visuell" neu gestaltet. Tanzperformances und großflächige Projektionen auf Außenwände, im Foyer und den Theaterräumen, Lichtinstallationen, interaktive Stationen, Liveübertragungen und Computeranimationen luden zu einem Ausflug ins Reich der Phantasie ein. Virtuell konnte man sich durch die Räume zoomen, mit der Eisenbahn durch künstliche Landschaften fahren, Eleanor Rigby und den Nowhere Man treffen und sich letztendlich tief unter dem Meeresspiegel wiederfinden. 

 

Elisabeth Orlowsky, Compagnie Smafu 

 

Gürtel

Fellimitat, Tigerprint, starke Abnutzungen auf der Innenseite, Metallschnalle besetzt mit Strasssteinen

„Ich bin Medeas Tochter. Die Tochter einer Medea. Greta, Carola, Kübra, Malala, das sind alles Töchter Medeas, meine Schwestern, die vor ihrer eigenen Haustüre anfangen zu kehren. Alle kennen ihre Namen. Aber wer kennt meinen? Yarina. Medeando. Gracias Corinne.“

Yarina Gurtner

Sportschuhe

blau, rot, gelb, rote Schuhbänder, Größe 57 ½, Marke Puma

„Diese Sportschuhe habe ich während der Produktion THE BOYS ARE BACK IN TOWN von Corinne Eckenstein getragen. Im Vergleich zur vorherigen Produktion BOYS DON’T CRY war das Stück choreografisch intensiver. Ein besonderer Moment, den ich mit dieser Aufführung verbinde, war die Vorstellung, bei der ich am Tag zuvor etwas Schlechtes gegessen hatte. Auf dem Weg zur Bühne hatte ich starke Bauchschmerzen und musste mich oft übergeben. Man hätte die Vorstellung an diesem Tag absagen können, aber ich wollte das nicht. Ich wollte unbedingt performen. Schließlich habe ich mich durchgekämpft und trotz der Magenschmerzen und Übelkeit gespielt. An diesem Tag konnte ich nur an eines denken: The show must go on!“

Joaquin Ylo

Vodka- flasche

Marke Gorbatschow, Glasflasche mit Metalldeckel, verschlossen, 40 ml Fassungsvermögen, 37,5% vol

„Beim 5 Jahre Dschungel Wien Fest im September 2009 hatten wir die allererste Premiere des Wiener Klassenzimmertheaters mit dem Stück ICH KOMMA SAUFEN. Das Stück zum Thema Komasaufen – zu der Zeit ein sehr aktuelles Thema – war ein Auftrag an Holger Schober. Unser Darsteller war so aufgeregt, dass er fast die Hälfte des Stückes gesprungen ist :-) Schöne Premiere. :-) Aber seitdem sind wir dem Dschungel eng verbunden. Wir freuen uns über 20 Jahre Dschungel und 15 Jahre Wiener Klassenzimmertheater.“

Dana Csapo, Wiener Klassenzimmertheater

Perücke blau

Kunsthaar, 100% Polyester, gelockt

„Das Gegenteil von Leben ist Langeweile“ (Nini in TIGERMILCH)

„Oben ein Zitat, das ich sehr passend für meine bisherige Zusammenarbeit mit dem Dschungel finde. Ich habe mich in meiner künstlerischen Zusammenarbeit mit dem Dschungel immer sehr lebendig gefühlt und als Publikum im Dschungel habe ich mich nur äußerst selten bis nie gelangweilt.“

Julia Kneussel, leuchtkraft

Karton- tischplatte

Karton, transparentes Klebeband

„Seit Oktober 2012 ist meine persönliche und professionelle Geschichte mit dem Dschungel Wien definitiv eine Liebesgeschichte. Es gäbe so viel zu erzählen aus dieser Zeit, doch der Zufall ließ mich auf ein fast vergessenes Crowdfunding-Geschenk stoßen, das so wunderbar und kunstvoll für sich selbst spricht. Nächtens gefertigt in übermüdeter, und doch feinster Handarbeit in den Tiefen der Räumlichkeiten des Dschungel Wien…“

Siruan Darbandi

Matratze

aus „Die fabelhafte Welt von KLAUS“, 90x200, Textil, Schaumstofffüllung, Reißverschluss, zusammengebunden

„Als alte vergammelte Matratze vom Dachboden liebte ich diesen magischen Moment im Stück, wenn die Tür in Bühne 3 aufging und wir uns gemeinsam in Zeitlupe nach draußen bewegten. Auf der Suche nach dem Meer tanzten wir uns, begleitet von Walfischgesängen und Meeresrauschen, in eine andere fantastische Welt. Die Welt vor der Tür war plötzlich ein unglaublich magischer Ort für mich, dabei wars ja nur die Mahü...“

Gabi Seeleitner, Kollektiv KLAUS

Nichts

„sorry für die späte Antwort ich drehe gerade am Ende der welt und bin daher bei meinen mails nicht tagesaktuell :-) Danke dass ihr an mich/uns gedacht habt – es ist nur so, dass ja die guerilla gorillas und dieser ganze dschungel teil meines lebens schon lange vorbei sind und ich mittlerweile alles an irgendwelchen objekten die da im frage kämen entsorgt/verkauft/abgefackelt habe und deshalb habe ich da leider nichts beizutragen :-(“

Holger Schober, guerilla gorillas

Flopbock

Holz, Pappmaché, Stahlschwamm, 6-Eck-Geflecht aus Metall, verzinkt, montiert auf Rollbrett

„Die schallundrauch agency hat letztes Jahr im Herbst ebenfalls ihren 20. Geburtstag gefeiert und ist stolz darauf, bei den Anfängen des Dschungel Wiens dabei gewesen zu sein. Der Dschungel ist für uns Agent*innen also so etwas wie unsere Theaterheimat. Eines unserer frühen Stücke war „FLOP – a very bad and long performance!” Aus diesem Stück stammt der Flopbock, ein Sündenbock erster Klasse und der ersten Stunde.

Anleitung für den Flopbock: Bitte nimm dir Papier und Stift und beantworte folgende Frage: „Welchen FLOP deines bisherigen Lebens möchtest du heute diesem Flopbock übergeben?“ (Du kannst von peinlichen Momenten erzählen, vom großen Scheitern, von echten „Sünden“ oder von kleineren Flops und Missgeschicken.) Diese Übung hat reinigende Wirkung!“

Janina Sollmann, schallundrauch agency

Tischtennis- bälle

aus MOMO, Kunststoff, weiß

„In der Produktion MOMO spielte ich Kassiopeia – eine Rolle mit einem besonderen Lächeln. Um eine schmatzende Schildkröten Sprache zu kreieren, habe ich mir zwei klassische Tischtennis Bälle in die Backen gesteckt. Quite fun to do!“

Michael Pöllmann

Kostüm

aus DIE INSEL, Stoff, Kühltaschen, Verpackungsmaterial, zusammengenäht

„Während der Corona-Pandemie machten wir drei Versuche, unseren Auftritt vor einem Live-Publikum zu zeigen – eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis wir endlich die Premiere spielen konnten. Wir haben noch nie so lange an einem Projekt gearbeitet. Also, f*** dich, Covid, und danke, Covid.”

Ákos Hargitay, Company Two in One

Schürze

Modell „Sandra“, made in Austria, Baumwolle, rot-weiß kariert, schwarze Verschmutzungen

„Die Schürze stammt aus den Proben für die Produktion QUARTIER 2030 – DIE STADT, das sind wir im Jahr 2016. Es war das erste Stück, bei dem ich am Dschungel Wien mitgewirkt habe. Ich habe sie aufbewahrt und zu Hause manchmal als Kochschürze benutzt. Es folgten viele weitere Produktionen am Dschungel Wien und inzwischen ist das Theaterhaus zu einem kleinen/großen Zuhause geworden.“

Cecilia Kukua, Medea Produktion

Gordische Kettenvorhänge

aus der Produktion IWEIN, Metallösen, ineinander verhakt

„Das Bühnenbild von IWEIN besteht aus zehn solchen Kettenvorhängen. Sie sind leicht, machen super Geräusche und können je nach Licht durchsichtig sein oder eine Wand bilden. Leider verheddern sie sich auch sehr, sehr schnell. Wenn wir das Bühnenbild neu aufbauen, müssen wir die Stränge jedes Mal wieder entwirren. Eine ungesehene, langwierige Arbeit. Daher lieben und hassen wir unsere ritterlichen Kettenvorhänge.“

Anita Buchart, makemake produktionen

Seidentuch

aus FARBENREICH, 40x100, marmoriert

„Seit 2016 begleitet mich FARBENREICH vom Dschungel Wien, eine bunte Reise um die Welt. Von hängengebliebenem Tuch in Utrecht (seitdem immer Ersatz am Boden) über schweißtreibende 35-Grad-Shows beim KulturSommerWien und weinende Kinder bei Familienvorstellungen bis hin zu Gänsehaut-Momenten bei allen ausverkauften Shows auf Bühne 1 und 2. In Kamerun vergaßen wir meine Bühnenkoffer im Taxi (Improvisation ist der Meister), und beim Genozid-Gedenken in Kigali, Ruanda, gab es einen besonders emotionalen Auftritt. 2024 erlebte ich ein Herzflattern, als mein Neffe aus den Niederlanden bei seiner ersten Wien-Reise in der ersten Reihe saß. FARBENREICH, Dschungel Wien und ich – it’s a love story!“

Maartje Pasman

Magazine für Mädchen

aus BRAVO GIRL, DC Superhero Girls, Mädchen, Monster Highschool, eingerissene Ecken, 60 Seiten, Orignalpreis 4,10€, Second Hand Preis 1€

„Da wir gerne mit gebrauchten Gegenständen arbeiten, sehen die manchmal aus wie Müll. Leider dachte das eifrige Reinigungspersonal das auch und schmiss unsere Requisiten weg – und das kurz vor der Vormittagsvorstellung.  Dank des Technik-Teams konnte das Magazin jedoch wieder aus dem Müll geborgen werden und die Vorstellung ungehindert stattfinden.“

Nico Wind, Töchter der Kunst

100e Beiträge

DINA3, Laserausdrucke gefaltet, farbig

Nachdem allein in den nicht ganz 3½ Jahren KiJuKU ca.70 Beiträge über Stücke und Performances erschienen sind, müssen es davor im Kinder-KURIER – sowohl in der Print-Ausgabe als auch online und dazu noch im gedruckten KURIER –100e gewesen sein – leider ist mit dem Tod von KiKu auch das Archiv verloren gegangen und online sind nur mehr diese 20 Beiträge zu finden gewesen. ;(

KiJuKU- vormals KiKu-heinz

Hanfseil

aus Moby Dick, Flachs, geflochten

„Und der Walfisch, der hat Zähne…“

„Ein Hanfseil – und gleichzeitig ein ganzes Schiff. Die Pequod, das berüchtigte Schiff von Kapitän Ahab. Meine erste Produktion am Dschungel (Koproduktion mit dem Landestheater Linz) ist gleichzeitig eine meiner
aller-, allerliebtsten überhaupt. Reine Moritz als Kapitän Ahab und ich als Ismael ließen die Pequod von der Jungfernfahrt (Premiere) 2009 bis zum letzten Seegang 2016 insgesamt knapp 100-mal aus einem einfachen Hanfseil auferstehen und versenkten sie auch genauso oft. Die tolle Idee zur Ausstattung hatte Claudia Kanlinski, für die grandiose Regie war Karsten Dahlem verantwortlich – alles zusammen war der Jury dann 2010 den STELLA wert. So eine Produktion aus einem Guss hat man als Schauspieler leider nur sehr selten – ich würde das Stück auch sofort wieder spielen! Aber seitdem bin ich mit dem Dschungel eng verbunden – eine Liebesgeschichte, die mit einem Hanfseil begann!“

Sven Kaschte, Plaisieranstalt

Geburtstags- glückwünsche

Der Kinder der Ferienwerkstatt 2024