Weil Blumen nicht reichen

(c) Anja Köhler

143 Jahre vor der voraussichtlichen Schließung des Gender Gap war ich 16 Jahre alt. Das war 2011. Damals besuchte mich ein Freund aus Australien während seiner Reise durch Europa und wir erlebten ein unvergessliches Abenteuer mitten im Wald von Oberösterreich.

Nach einem langen Tag in Linz schlugen wir also unser Zelt neben einem kleinen Fluss, mitten im besagten Wald auf. Es war so unfassbar heiß, dass wir kein Außenzelt verwenden wollten, sodass wir den Baumwipfeln beim Einschlafen zuschauen konnten…und ja, vielleicht auch die Sterne beobachten. Schließlich richteten die Menschen schon früh ihren Blick nach oben auf der Suche nach Himmelskörpern, so wie auch in dem Stück OBSTACLES IN THE SKY, das sich mit der Astrologie als kultureller Praxis auseinandersetzt.

Gut, aber nun wieder zurück ins Outback von Oberösterreich: Tief und fest schliefen wir, als uns plötzlich ein sehr lautes Tiergeräusch weckte. Ich (geboren und aufgewachsen in Österreich / mein größter tierischer Gegner gefühlt eine Wespe, die meine Fußsohle sticht) habe neugierig aus dem Zelt geschaut.

Riley (geboren und aufgewachsen in Australien / größter tierischer Gegner gefühlt jedes tödliche Tier der Welt) hatte ein sehr anderes Erlebnis: Das laute Tiergeräusch löste Panik und den Drang, möglichst schnell auf einen Baum zu klettern, in ihm aus. Dieses Szenario endete in einem zerrissenen Zelt und einem sehr verstörten Hirsch, der zuvor zwar laut, aber friedlich auf der anderen Flussseite röhrte. Plötzlich aber mit einem wackelnden Etwas und zwei darin eingesperrten Menschen konfrontiert war.

Meine Empfehlung daher: Lieber das Gastspiel KING KONG VIVIENNE im DSCHUNGEL Wien, statt Röhren im Wald anschauen. Hier erzählt Vivienne Causemann vom Frausein im 21. Jahrhundert und legt rohe Erfahrungen frei: Wie Frauen ihrer Entfaltungsmöglichkeiten durch gesellschaftliche Normen beraubt werden und welche Strategien der Rebellion sie selbst dagegen entwickelt hat.

Produktiven feministischen Kampftag! (Weil Blumen nicht reichen)!

Luisa Reiterer
Produktion