Eröffnungsrede 20 JAHRE DSCHUNGEL WIEN

Rede zur Eröffnung der Jubiläumsspielzeit 20 Jahre DSCHUNGEL WIEN
von Marianne Artmann
Als mich Anna gefragt hat, ob ich heute hier über 20 Jahre DSCHUNGEL WIEN sprechen kann, habe ich nicht lange gezögert ‒ ich habe fast mein halbes Leben hier verbracht, da wird mir wohl etwas einfallen. Dann wurde es sehr schnell schwierig. Denn: Wo anfangen?
Bei „den 15“? 15 Künstler*innen, mit denen wir verstärkt zusammenarbeiten wollten und die wir plakatiert haben – noch vor der Eröffnung des Hauses, bevor es überhaupt einen Namen hatte. Einige sind heute auch hier: Aurelia Staub, Elisabeth Orlowsky, Pete Belcher, Cordula Nossek, Simone Weis wollte noch vorbeischauen, Corinne Eckenstein kann heute nicht hier sein, weil sie ihr Tanzhaus in Basel eröffnet, Theater foXXfire spielt aber nach wie vor hier, ebenso ISKRA und auch Peter Ketturkat hatten in der letzten Saison eine Premiere bei uns.
Und natürlich muss es um die Künstler*innen gehen, sie haben für das Haus gekämpft, lange genug hat es gedauert ‒ 15 Jahre ‒, neben den schon erwähnten sind es vielen Gruppen und Kollektive, die es schon lange gibt, die lange am Haus tätig waren oder auch die ganz jungen, die in den letzten Jahren dazugekommen sind: die Company Two in One, die urban dance und Parkour ins Theater gebracht hat, theater.wozek, die schallundrauch agency mit ihren biographisch inspirierten Performances, die Wiener Taschenoper mit zeitgenössischer Musik, werk89, Holger Schober, makemake produktionen (immer spannend, ästhetisch anspruchsvoll, oft preisgekrönt), die Plaisiranstalt mit neuen Stücktexten und unverwechselbaren Spieler*innen, TWOf2, das Wiener Klassenzimmertheater, das Theater direkt zu den Jugendlichen bringt, das kollektiv kunststoff, die Kompanie Freispiel, bei der uns Zuseher*innen geschrieben haben, wie toll es sei, drei Männer auf der Bühne zu sehen, das VRUM Performing Arts Collective mit ihren Babystücken, aber auch intergenerativen Ensembles, theater.nuu mit vielen, aber nicht nur Stücken für sehr junge Kinder, WOLF Collective, ZUSHG, Lazuz und viele andere, die hier kontinuierlich für junges Publikum arbeiten – und das auf einem sehr hohen Niveau.
Sollte ich beim Namen und beim ersten Logo anfangen? Ich erinnere mich noch, dass ich von einem Festival in Toronto zurückkam und mir Stephan die Entwürfe der Grafiker*innen gezeigt du mich nach meiner Meinung gefragt hat. Den Affen habe ich gleich als erstes aussortiert, weil ich mir sicher war, dass er nicht in Frage kommt … Die verschiedenen Erscheinungsbilder des DSCHUNGEL WIEN könnt ihr euch im Musée sentimental de DSCHUNGEL WIEN ansehen.
Sollte ich bei der Eröffnung des Hauses beginnen, im Oktober 2004, beim 3-tägigen Festival TAKE OFF, bei dem wir auch das Casting für BRIEF gemacht haben, unsere erste internationale Koproduktion mit der Kopergietery Gent, dem Jungen Ensemble Stuttgart und dem Theaterhaus Gessnerallee Zürich, bei der die damals 14-jährige Florentina Holzinger mitgemacht hat. Wir haben in den 3 Tagen 50 Veranstaltungen in 10 Locations gemacht, es war überhaupt völlig irre, was wir über viele Jahre hier gemacht haben – zwischen 70 und 100 verschiedene Produktionen pro Saison, 450 bis 700 Vorstellungen, dazu noch hunderte Veranstaltungen. In 20 Jahren haben wir über 1000 Produktionen gezeigt, fast 10.000 Vorstellungen gespielt, und bei den Gesamtbesucher*innen die Million geknackt!
Wir müssen über die großen Erfolge reden, über Stephan Rabls Produktion Überraschung mit Adriana Cubides, Raul Maia und Matthias Jakisic, die weltweit auf Tour war und sogar im Sydney Opera House gespielt hat. Unter uns: Die Einladung des Teatret Gruppe 38 in Aarhus und der Kopergietery Gent waren für mich persönlich wichtiger. Ich dachte, wenn die das einladen, muss es wirklich gut sein.
Wir haben in 25 europäischen Ländern und in Ruanda, Kamerun, Kolumbien, Indien, Korea, Japan, Taiwan und Australien gastiert. Wir haben 3 EU-Projekte und 1 Doppelpass Projekt gemacht. Wir haben internationale Koproduktionen gemacht, da waren die Kopergietery Gent dabei, das Brüsseler Opernhaus, das Theater an der Parkaue, das GRIPS Theater, hetpaleis (B), das theater junge generation Dresden, Teatro O Bando. Wir haben mit den Festwochen koproduziert.
Es gab viele Nominierungen und Preise – allein beim STELLA gingen 35 Preise an Produktionen und Künstler*innen, die hier ihre Premiere hatten. Wir haben viel ausprobiert und viel riskiert (das war damals aber auch einfacher), ich behaupte, es gibt wenig, was wir nicht gemacht haben: Wir hatten Länderschwerpunkte, Werkschauen, wir hatten ein Ensemble, wir haben an den unterschiedlichsten Orten in der ganzen Stadt gespielt, wir hatten den DSCHUNGEL BUS, Yasmin Hafedh hat den U20 Poetry Slam aufgebaut, der nach wie vor stattfindet, es gab führdichauf und die Open Stage, Ausstellungen, Abenteuernächte, offene Werkstätten, den Open Floor und Open Speech, Schreibwerkstätten, junge Bloger*innen, Workshops, Talks und Partys, Konzerte, Flohmärkte und Zukunftslabore, es wurde geslamt und gejamt, es gab Kleidertauschparts, KlimaKunstFeste, Silent Discos, es gibt den JOUR FIXE für Kunstvermittler*innen, die Sommerfeste für Pädagog*innen, wir hatten Voguing Bälle, Drag Labs, …
Wir hatten Skandale! 2008 hat Thearte König und König gemacht, wir haben es in El Pais geschafft! Die FPÖ hat getobt, dass man „schon den jüngsten Bewohnern in dieser Stadt mittels Theaterstück beizubringen versucht, dass Homosexualität absolut normal sei“. Genau. Und hoffentlich nicht nur versucht. Tragisch ist, dass uns 2021 bei der Drag Story Time wahrscheinlich ähnliches passiert wäre, wäre sie nicht dem Lockdown zum Opfer gefallen.
Vieles war schon ganz am Anfang wichtig und ist es bis heute:
Kunstvermittlung, das eigene Tun der Kinder und Jugendlichen, die ihre eigenen Projekte machen – dafür hat es aber Räumlichkeiten gebraucht, denn so richtig hat es mit dem Konzept der Architekten ja nicht funktioniert: Bühne 1 für Theatervorstellungen und Bühne 2 für Proben und Workshops, man kann da aber auch mal Vorstellungen machen. Wir haben die Bühne 2 von Anfang an durchgehend bespielt.
2013 haben wir Räume im Klosterhof dazubekommen, ab da konnten wir kontinuierlich arbeiten, seit 2016 gibt es die Theaterwerkstätten, die mit einer Produktion abschließen.
Die Nachwuchsförderung war von Anfang an wichtig und ist es noch, ob mit eigenen Projekten wie JUNGWILD mit SZENE BUNTE WÄHNE (NÖ), Schäxpir (OÖ), spleen*graz, und TaO! Theater am Ortweinplatz Graz (Manfred Weissensteiner ist heute hier), ob es die schreibzeit war, TRY OUT! oder jetzt, seit Annas Direktion, die Next Generation und MAGMA, aus dem ZUNDER hervorgegangen ist.
Es sind so viele so tolle Produktionen aus diesen Projekten entstanden, wir haben wunderbare Künstler*innen kennengelernt. Es gibt viele Künstler*innen, die als Jugendliche in Produktionen hier am Haus gespielt haben und ihren Weg gemacht haben: Alma Hasun, Jessica R. Hauser, Valerie Pachner, Jakob Immervoll, Christoph Rothenbuchner, Adil Embaby, Leonie Berner, Bagher Ahmadi, Silvana Veit, … Sara Ostertag brachte 2010 ihre Masterinszenierung an der Zürcher Hochschule der Künste am und in Koproduktion mit dem Dschungel Wien auf die Bühne.
Aus der DSCHUNGEL AKADEMIE haben wir über die Jahre viele Mitarbeiter*innen gewonnen – ich erinnere mich noch an ein Semesterende, bei dem eine Studentin bei der Feedbackrunde gesagt hat „Ich habe mich in den Dschungel verliebt.“
Anna hat das MUSÉE SENTIMENTAL DE DSCHUNGEL WIEN unter das Motto „Liebesgeschichten“ gestellt ‒ vielleicht müssen wir über Liebesgeschichten auf und hinter der Bühne reden? Über DAS KIND DER SEEHUNDFRAU, als ein Ruck durchs Publikum ging, die Erwachsenen, als sie gemerkt haben, da geht es auch um sie, um die Beziehung von Eltern, um Liebe und Erotik. Über LOVE in der Regie der großartigen Eva Bal, der „Grande Dame“ des europäischen Kinder- und Jugendtheaters, die 2021 gestorben ist. Über WOLF, von und in der Regie von Theo Fransz: Michèle Rohrbach wurde von Barbara Beer im Kurier als „das zauberhafteste verliebte Mädchen, das man seit Langem gesehen hat“ bezeichnet, und als wir LOVE SONGS gemacht haben, ein Stück mit Jugendlichen in der Choreografie von Ives Thuwis, schrieb Der Standard „Da wird das Herz mit- und aus der Brust gerissen. Im Dschungel.“
Sogar meine persönliche Liebesgeschichte hat im DSCHUNGEL stattgefunden!
Es braucht auch eine Liebeserklärung an das Team ‒ gut, ich hab nicht an vielen Orten gearbeitet, ich war ja immer hier, aber ich kenne schon Leute, die woanders arbeiten, über all die Jahre habe ich im DSCHUNGEL WIEN Team sehr viele sehr besondere Menschen kennenlernen dürfen, der Zusammenhalt, das Engagement, die Leidenschaft – das ist wirklich etwas Besonderes. Und ich danke euch allen sehr dafür. Wir haben 9 Veranstaltungstechniker*innen ausgebildet und 2x den amaZone-Preis für die Lehrausbildung bekommen, und das DSCHUNGEL WIEN Team hat für Publikum gesorgt – 12 Kinder wurden geboren und eins ist gerade unterwegs.
Sollten wir das Theater für junges Publikum an sich feiern, wir uns alle, auch mal ein bisschen angeben? Das Theater für junges Publikum war schon ganz früh postdramatisch. Wir haben uns schon sehr früh mit der Klimakatastrophe und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Bei Raumschiff Erde von toxic dreams ging es schon 2012 um Energieverbrauch, Bevölkerungsentwicklung, Ressourcen-Verknappung und den ökologischen Zustand unseres Planeten.
Das Theater für junges Publikum hat schon sehr früh eine viel größere Vielfalt auf der Bühne geboten als anderswo – mit den unterschiedlichsten Geschichten aus aller Welt, mit Menschen unterschiedlichsten Aussehens, mit uns ohne Behinderung, verschiedenster Nationalität, Hautfarbe, Muttersprache, Geschlechteridentität, sexuelle Orientierung usw. Schon 2004 hat Asli Kislal hier Dirty Dishes gemacht, Stephan hat viel mit der Inkululeko Yabatsha School of Arts gemacht, es gab Projekte der KinderKulturKarawane, Koproduktionen mit dem diverCITYLAB, Kooperationen mit der AGE COMPANY, mit Ich bin O.K., Le Studio, es gab das Rom*nja-Festival E Bistarde letzte Saison, Ali Mahlodji ist hier, Corinne hat viele Produktionen mit sehr diversen Ensembles gemacht – ob als Theater foXXfire oder in ihrer Zeit als Direktorin des DSCHUNGELS, Sie hat auch 21/22 das SKIN Performancefestival für junge Erwachsene zu Diversität, Sex + Gender, Queerness + Feminismen erfunden. Und nun liegt mit der Next Generation und der digitalen Bühne ein starker Fokus auf Teilhabe und Mitbestimmung.
Nicht verändert hat sich, dass wir irgendwie nie Geld haben und sich Provisorien sehr lange halten, ich denke nur an die knarrenden Bänke auf Bühne 2 für die Rundumbespielung.
Vielleicht sollte es überhaupt eine Rubrik Pleiten, Pech und Pannen geben?
- Das erste internationale Gastspiel nach der Eröffnung im Oktober 2004 war „Die Schöne und das Biest“ vom Puppentheater der Stadt Halle in Deutschland. Leider hat das Publikum nicht gut gelesen und ist in die Stadthalle gefahren … und wir haben uns gewundert, wo die Schulklassen sind.
- Die Mädchen von Zazie in der Metro hatten sich einen Virus eingefangen und wir haben hinter der Bühne gleichmäßig Eimer verteilt, falls sie sich während der Vorstellung übergeben müssen – da ist es glimpflicher ausgegangen als bei VON MÄUSEN UND MENSCHEN, da musste der Darsteller wirklich während der Vorstellung kotzen gehen und leider war das Mikroport noch an …
- Bei PETERCHENS UND ANNELIESES MONDFAHRT sind wenige Stunden vor der Premiere die Batterien der Jeanny explodiert, die Jeanny hätte eigentlich mitspielen sollen.
- Der Tischler hat die Fußbodenheizung angebohrt.
- Die Funkfrequenzen, die wir immer benutzt haben, wurden verkauft.
- Sehr schön auch ImPulsTanz Festival 2006, da wurden nicht nur Workshops angeboten, sondern es gab auch zwei Tanzproduktionen für Kinder, und zwar unter dem Label „Kinderzimmer“. Nach der Veröffentlichung des Programms liefen im Dschungel Wien die Telefone heiß, weil Menschen ein Kinderzimmer um 8,50 Euro kaufen wollten.
- Und die Feuerfehlalarme, einmal hatten wir einen akustischen Feueralarm und eine Cafebesucherin wendet sich empört an Mitarbeiter: „Stellen Sie das ab! Das ist laut!“
Die Kolleg*innen vom Publikumsservice können übrigens einiges erzählen:
- Jemand wollte mit Kinderwagen in die Vorstellung.
- Jemand wollte einen Hund mit in die Vorstellung nehmen.
- Jemand wollte ein Baby an der Garderobe abgeben.
Soll es bei so einem Anlass auch so ein bisschen ein Showelement geben? Sollen wir über Rekorde sprechen, ein internes Battle ausrufen?
- Keine Angst vor groSSen Tieren von Peter Ketturkat hat im Herbst 2004 „40 Tage Wien“ eröffnet, zuletzt gezeigt haben wir es im Nov. 2019 – also 15 Jahre später.
- Es gibt Produktionen, die über viele Saisonen gespielt wurden, MOBY DICK, Afrikanische Märchen, BBT, Farbenreich, aber der unerreichbare Gewinner ist:
- Wenn die Tiere schlafen gehen heuer die 11. Saison!
Die Kompanie Freispiel hat bei ihrer 10-Jahres-Feier schon gewitzelt, dass sie das noch als Greise spielen werden.
Ihr bekommt übrigens auch den Preis für den ärgster Ohrwurm für „Ein Stück Teilen“.
Nominiert in der Kategorie „Die schwierigsten Titel“ sind:
- „Gabi, der Unfall, das Glück und die Milbe“ von der schallundrauch agency
- „Der feingeschmeckte Suppenkoch und die liebende Bratwurst“ von fünfnachbusch
- „Das wichtigste und größte Buch der wortgewandtesten Wörter“ von Theater foXXfire
- „Geh nicht in den Wald, im Wald ist der Wald“ von Tabea Martin
- „Klutserkrakkekilililokatastrof“ von fabuleus
- Auch „Demain est annulé – Morgen ist abgesagt“ hat für Verwirrungen im Team gesorgt: „Welche Vorstellung ist abgesagt?“ „Nein, es ist nix abgesagt, das ist nur der Titel!“ …
- Unangefochtener Sieger ist: „Hilfe! aber: … das Knistern, wenn man Wasser in einen Tontopf mit trockener Erde gießt“ von material für die nächste Schicht
Welche Rekorde hatten wir noch? „Jugend ohne Gott“ wollten die Schulklassen so unbedingt sehen, die Schulklassen sind sogar am Feiertag (!), am 8. Dezember, am Abend gekommen – diese Zeiten sind leider vorbei. Mit den Schulklassen ist es viel schwieriger geworden – die Gründe dafür sind vielfältig, Personalnot, Überlastung, viele Stammbesucher*innen gehen in Pension, junge Lehrkräfte haben zum Teil selbst nicht mehr so einen Bezug zum Theater, vor allem aber fehlt eine Stärkung von Kunst und Kultur in der Bildungspolitik. Da waren wir schon einmal weiter. Wir haben von jährlich 2 Theaterbesuchen jeder Schulklasse wie in anderen Ländern gesprochen, es gab über Jahre das Projekt Macht Schule Theater, stattdessen haben wir jetzt die Landesverteidigung im Lehrplan.
Überhaupt: Bei so einem Anlass muss auch Platz sein für die Wut darüber, wie vernachlässigt Kinder und Jugendliche in Österreich werden, – in der Pandemie, im Bildungssystem (ein*e Schulpsycholog*in für 5000 Kinder!), in den letzten 2 Jahren sind in Österreich mehr als 16.000 Kinder verschwunden, noch immer gibt es keine Obsorge ab dem 1. Tag für unbegleitete geflüchtete Kinder, Medikamente für Kinder sind nicht lieferbar, fast 50.000 Kinder pflegen ihre Angehörigen, jedes 5. Kind in Österreich ist armuts- und ausgrenzungsgefährdet, oder ganz aktuell die Zustände im Jugendgefängnis. Wir reden darüber, dass wir uns eine Kindergrundsicherung nicht leisten können? Wir können uns ganz andere Dinge nicht mehr leisten!
Deshalb ist der Dschungel so wichtig, ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt stehen, wo es um sie geht, um ihr Bedürfnisse. Mit dem Projekt Kulturpatenschaft, bei dem ich ehrlich gesagt 2016 skeptisch war, Gott sei Dank haben Corinne und Alexandra es trotzdem gemacht, und das es uns ermöglicht hat, bisher 15.000 Kinder und Jugendliche zu unterstützen.
Lehrer*innen schreiben oder erzählen uns, dass es ihren Kindern so gefallen hat, dass ein Stück besser war als das andere, dass ihre schwerstbehinderten Kinder so aus dem Häuschen waren, dass Kinder, die sonst nie was sagen, beim Publikumsgespräch plötzlich aufblühen. Wir lesen in schriftlichen Feedbacks von Jugendlichen Sätze wie „Wenn ich eine Chance bekomme, werde ich wieder zu diesem Theater Stück gehen.“ Oder „Ich wünschte, es würde nicht aufhören“. Bei der Vorstellung von „Hüpfen“ kommt ein Mädchen mit seinem Papa, und am nächsten Tag sind die beiden wieder da und sehen sich die Vorstellung noch einmal an und am nächsten Tag wieder und am nächsten Tag wieder und ein paar Monate später kommt der zweite Spielblock und die beiden sind wieder da – weil es dem Mädchen so gefallen hat. Eine Familie schreibt uns nach einem Workshopwochenende: „Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt eigentlich überhaupt nicht! Ein Wochenende mit euch ist viel mehr wert!!!“ 9- bis 13-Jährige Schüler*innen bedanken sich nach einem Speedating mit den Omas gegen rechts bei den Omas dafür, was sie alles gemacht habe und machen. Die Teenager aus der Theaterwerkstatt stehen nach dem Festival und ihren Vorstellungen einfach am Dienstagnachmittag wieder vor der Tür und wollen nicht, dass es für dieses Schuljahr vorbei ist, sie wollen nicht auf die 2 Stunden Theater pro Woche verzichten.
Anna, es tut mir leid, ich kann keine Rede zu 20 Jahre DSCHUNGEL WIEN halten, der Dschungel ist so viel mehr als ein Theater, aber ich schaffe es nicht mal nur diese Seite umfassen zu beleuchten. Justus Neumann hat hier im Fürstenhof in seinem Zirkuszelt allein das Nibelungenlied gespielt – schon das ist nicht einfach, aber im Vergleich zu dieser Aufgabe, ist das ein Lercherlschas, wie er wahrscheinlich sagen würde.
Ich kann es nur an euch und uns alle weitergeben: Setzen wir uns zusammen, reden wir über die letzten und die nächsten 20 Jahre DSCHUNGEL WIEN und gemeinsam ‒ aus allen Erinnerungen und Erlebnissen von Künstler*innen, Partner*innen, DSCHUNGEL WIEN Team und Publikum – entsteht vielleicht ein Bild, das diesem großartigen Theaterhaus gerecht wird.
Marianne Artmann