Forschungsergebnisse der DSCHUNGEL AKADEMIE
Seit der letzten Spielzeit 23/24 haben wir uns gemeinsam mit Künstler*innen, Expert*innen und vor allem der jungen Generation auf die Suche gemacht: Welche Geschichten und künstlerischen Formen interessieren junge Menschen im Theater? Das sind die Forschungsergebnisse der Theater-, Film- und Medienwissenschaft Studierenden der Uni Wien.
Außerdem haben Soraya Reichl und Pauri Röwert einen Monat lang mit Kindern, Jugendlichen, Künstler*innen, Pädagog*innen und Mitarbeiter*innen von DSCHUNGEL WIEN gesprochen und gefragt: Wie können Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Zukunft gemeinsam ein Theater gestalten? Wie stellst du dir das Theater der Zukunft vor? Welche Rollen übernehmen Kinder und Jugendliche darin und was machen die Erwachsenen? Wie würdest du mit einem Batzen Geld DSCHUNGEL WIEN verändern? Diese Ergebnisse findet ihr hier.
Evaluation des Forschungsprozesses der Dschungel Akademie
„Wir, ein bunter Haufen Theaterwissenschaft-Studierende, durften im Wintersemester 2023 in dem Projekt DSCHUNGEL AKADEMIE mitwirken und die Welt des Kinder- und Jugendtheaters kennenlernen. Dabei bekamen wir die Möglichkeit uns Produktionen anzusehen und in anschließenden Künstler*innengesprächen etwas über deren Entstehungsprozess zu erfahren.“ (Christoph Wingelmayr)
„Es war als Studentin des theoretischen Teils von Theater überaus interessant auch mal hinter die Kulissen zu blicken und gezeigt zu bekommen, wie sich so eine Performance zusammenstellt und aufbaut. Es war auch eine gute Möglichkeit die Theorie in die Praxis umzusetzen da das in unserem Studium selten der Fall ist.“ (Emma Anna Sandner)
„Ob durch Besuche von Proben und Vorstellungen sowie Festivals als auch durch Gespräche mit Künstler*innen von nationalen und internationalen Co-Produktionen bis zu Gesprächen mit dem Team des Theaters wurden wir durchgängig willkommen geheißen und respektvoll und auf Augenhöhe informiert und behandelt sowie miteinbezogen.“ (Danja Veit)
„Anlässlich der Lehrveranstaltung DSCHUNGEL AKADEMIE wurden uns Teilnehmer*innen der Uni Wien die Möglichkeit geboten eine Abendveranstaltung mit dem Namen „Das Gefühl einer Generation“ auf die Beine zu stellen, in der es darum ging die vorherigen Workshop Erfahrungen, die wir im Seminar sammeln durften, mit unserer für die Abendveranstaltung konzipierten künstlerischen Arbeiten, zu verweben und mit in das Projekt einfließen zu lassen. (…) In der Einführung von Theater und späteren praxisorientierten Ausrichtung des Seminares von Götz Leineweber, lernte ich Grundbegriffe des Betriebes lernen und den historischen Kontext von Theater vorwiegend im eurozentrischen Raum. Zusätzlich ermöglichte mir die Erfahrung mit Götz Leineweber Dramaturgie besser zu verstehen und diese durch Praxisfelder der Vermittlung zu untermalen.“ (Maximilian Haupt)
Arbeitsweisen der künstlerischen Produktionen
„Die Produktion ANCESTORS‘ GIFT war die erste Inszenierung, die ich am DSCHUNGEL sah und in die ich auch während des Probenprozesses einen Einblick erhalten habe. Die Künstler*innen dieser Gruppe setzten sich mit den Themen Krieg und Gewalt und der Vererbung von Traumata auseinander. Die Produktion ANCESTORS‘ GIFT war eine von vielen weiteren Inszenierung, die im Rahmen des PULS FESTIVALS aufgeführt wurden. Die internationale und inklusive Arbeit des Festivals faszinierte mich. Durch die Einblicke in die Organisation solch eines Festivals, konnte ich vor allem mitnehmen, dass es sich lohnt Herausforderungen wie Sprachbarrieren oder räumliche Distanz zu überwinden. Denn die Breite an Themen, die junge Menschen beschäftigen ist groß und es ist wichtig, so viele wie möglich auf die Bühne zu bringen. Vor allem, wenn sich herausstellt, dass es Probleme und Ängste gibt, die uns als junge Generation, unabhängig unserer Herkunft beschäftigen.
Durch den Austausch der Künstler*innen unterschiedlicher Nationen und die Erarbeitung einer gemeinsamen Produktion, wird nicht nur der persönliche Horizont jedes/jeder Einzelnen erweitert, sondern auch ein Gefühl einer Gemeinschaft erzeugt. Individualitätsdruck und Selbstrepräsentation auf den Sozialen Medien neigen dazu, jungen Menschen den Eindruck zu vermitteln, sie seien auf sich allein gestellt. Die Orte realer Zusammenkunft werden zur Rarität, während sich die Kommunikation immer mehr auf Online-Communities verlagert. Doch ist das Gefühl von Miteinander dort wirklich dasselbe? Ich glaube eine essenzielle Aufgabe von Theater ist Gemeinschaft zu fördern, gerade auch für junge Menschen.
Sowohl die Künstler*innen, als auch die Mitarbeitenden des DSCHUNGELS versuchen junge Menschen abzuholen, ihnen Möglichkeiten zur Identifikation zu bieten, um so deutlich zu machen: Wir hören euch! (…) Die Repräsentation ist wichtig, doch wie verhindert man, ein Sprechen über Gefühle junger Menschen aus einer Perspektive eines Außenstehenden, das Zuschreibungen und Klischees reproduziert? In dem man immer wieder mit ihnen spricht anstatt über sie. Wie schon zuvor beschrieben, schafft es der DSCHUNGEL mit unterschiedlichen Mitteln jungen Menschen eine eigene Stimme zu geben.“ (Lynn Pompetzki)
Arbeitsstrukturen am Dschungel Wien
„Die Arbeitsstrukturen bezogen auf junges Publikum sind wirklich sehr inklusiv. Ich kenne kein Theater, welches eine so breite Spannweite von verschiedenen Altersgruppen bietet. Wir wurden selbst gefragt, welche Themen uns wichtig zu behandeln scheinen und was im Programm eventuell noch fehlt. (…) Einige Mitarbeiter*innen im DSCHUNGEL WIEN sind auch noch relativ jung, was natürlich total wichtig ist, um aus der Sicht dieser Menschen Gleichaltrige auf eine andere Weise zu erreichen. Ich fand es generell so toll, die Möglichkeit zu haben, meine eigenen Texte zu inszenieren und zu präsentieren und somit das nach außen zu geben, was so viel in meinem Kopf herumschwirrt, Ich habe mich beim „Arbeiten“ im DSCHUNGEL im Laufe der Entstehung unseres Abends wirklich voll wohl gefühlt und dazu muss ich sagen, dass ich bis jetzt bei keinen meiner Jobs das Gefühl hatte, ich bin genau so erwünscht, wie ich bin und könnte mich authentisch zeigen. Die Kommunikation war auch immer super lieb, vor allem, wenn es gezielte Probleme gab oder ich einen Rückzugsort gebraucht habe. Gerade durch die jungen Mitarbeiter*innen war das Vertrauen viel schneller da und Probleme konnten untereinander gut kommuniziert werden. (…) Gerade für junge Menschen sind aktuelle Themen sehr wichtig, vor allem, wenn man die aus der Sicht von ihnen „zeigt“. Denn gerade als junger Mensch, wird man in der Gesellschaft weniger ernst genommen und man hat meist andere Hürden zu bekämpfen, als ältere. Es müssen nicht immer stark politische Themen sein, denn solang man mal den Fokus auf die Gefühlslage von jungen Menschen richtet, sind diese schon für Theater erreicht.“ (Maar Rebecca Salome)
„Offenheit anderen Kulturen gegenüber war ein weiteres Merkmal in den Arbeitsstrukturen des Dschungel Wien. Durch Koproduktionen, dem Einladen internationaler Gaststücke oder dem Bereisen anderer Länder durch Mitglieder des Dschungels (wie Odette Bereska in ihrem Vortrag berichtete) wird sichtbar und spürbar, dass der DSCHUNGEL WIEN bemüht ist, in den Austausch und Kontakt mit anderen Kulturen zu kommen. Auch das Roma-Theater-Festival leistete beispielsweise einen Beitrag dazu, mit Kindern, diesmal diskriminierter Bevölkerungsgruppen in Austausch zu kommen. Wir konnte außerdem die Arbeitsstrukturen am DSCHUNGEL WIEN (im Hinblick auf ein junges Publikum) verfolgen. Wir haben bei einem Vortrag von Elif Bilici erfahren, dass der Dschungel nicht nur bemüht darum ist Formate für junges Publikum zu schaffen, sondern vor allem auch versucht zeitgemäße Themen, wie beispielsweise das Zeitalter der Digitalisierung, für Kinder verständlich aufzubereiten. Ich konnte beobachten, wie solch ein Anspruch bei einer Kooperation mit der Universität für angewandten Kunst in der Ausstellung ALLE NEUEN KUCHEN SIND NETT zum Thema Digitalität umgesetzt wurde. Um einem jungen Publikum näher zu kommen, braucht es auch den Austausch mit Menschen die ungefähr dem Alter dieses Zielpublikums entsprechen. Es ist deswegen hilfreich junge Menschen im Theaterteam zu haben. Im Format NEXT GENERATION wird dies eingelöst. Dazu werden jede Spielzeit zwei junge Menschen eingestellt, die das Programm mitgestalten und sich im Kulturmanagement erproben können.“ (Shirin Rieser)
„Junge Menschen, die gesellschaftlich in irgendeiner Form benachteiligt sind, sollen die gleichen Chancen haben wie jeder andere auch. (…) Im DSCHUNGEL WIEN können alle Jugendlichen und Kinder gemeinsam Theater erleben und wenn sie wollen sich an Theaterprojekten beteiligen. Dort können sie an Produktionen aktiv mitwirken, das Stück mitgestalten und selbst Erlebtes einfließen lassen.“ (Christoph Wingelmayr)
„Neben der barrierefreien Konzeption des Hauses, bietet der DSCHUNGEL WIEN immer wieder verschiedenste Workshops an, welche Kindern und Jugendlichen einerseits die Möglichkeit bieten, künstlerisch aktiv zu werden, als auch andererseits die Option selbst die Stimme zu erheben und über Themen zu diskutieren, die ihnen wichtig erscheinen. Die offene Gestaltung des Theaterhauses, die Partizipationsmöglichkeiten als auch das Programm sind somit zentrale Aspekte Theater für junges Publikum attraktiv zu machen und fördern.“ (Katharina Jasmin Pajenk)
„Der DSCHUNGEL WIEN ist ein wertvolles Theaterhaus im Herzen Wiens mit der wichtigen Berufung, Kinder und Jugendliche für Theater zu begeistern. Die Wichtigkeit eines solchen Theaterhauses wurde mir besonders bewusst im Zuge des Spiels, das wir zu Beginn spielten: Was kann ich und was kann ich nicht, wenn ich ein 29-jähriger männlicher Asylwerber aus Syrien bin? Welche Vor- und Nachteile habe ich als deutsche Studentin? Und wie geht es mir als alleinerziehende Mutter? Diese Übung schuf ein gewisses Bewusstsein, v.a. für das, worüber man keine Ahnung hat.“ (Helene Moosmann)
„Im Hinblick auf ein junges Publikum ist vor allem die Einbindung dieses jungen Publikums, wie auch möglicherweise aufstrebenden Künstler*innen und aufstrebenden Kulturschaffenden von Bedeutung. Ich war fasziniert, wie wir als Dschungel Akademie sofort eingebunden wurden und unser abschließender Beitrag zum Programm als besonderer und wichtiger Teil dieses Programmes angesehen wurde. Die Dschungel Akademie ist dabei nicht das einzige Projekt, andere Projekte mit Studierenden der Universität für angewandte Kunst, wie auch allgemein Theaterwerkstätten versichern, dass die Stimmen von jungen Menschen auch tatsächlich auf der Bühne umgesetzt werden. Gemeinsam mit Expert*innen des Dschungels, welche jederzeit Tipps, Ratschläge und Anleitung zur Verfügung stellen, wird der Freiraum und auch sehr wichtig: der physische Raum zur Verfügung gestellt, in dem man seine Visionen ausprobieren kann. Den Raum freizugeben allein wäre nicht genug, um junge Menschen dem Kulturbetrieb anzunähern, die Anleitung durch einen gesamten Arbeitsprozess ist ausschlaggebend. Ich denke, dass die Einbindung von jungen Menschen in einem Arbeitsprozess und die Aufmerksammachung auf unterschiedliche Arbeitsweisen und Arbeitsansätze den Horizont erweitern und vor allem auch das Interesse an Theater wecken. Das Aufzeigen von unterschiedlichen Arten künstlerisch zu arbeiten ist für junge Menschen besonders spannend. Zu wissen, dass Theater nicht nur bedeutet alte Theaterstücke zu lernen und diese aufzuführen, sondern, dass der Theaterbegriff eigentlich viel weiter gefasst werden kann, ist für junge Menschen attraktiv. Projekte wie Poetry Slams, Schreibwerkstätten und die Arbeit mit digitalen Medien, wie die Digitale Bühne zeigen die Vielfalt der Aspekte einer künstlerischen Arbeit. (Antonija Delac)
„Mir scheint auch, was an anderen Häusern noch diskutiert oder sogar problematisiert wird, funktioniert im Dschungel bereits ganz selbstverständlich: Mehrsprachigkeit, ethnische Diversität sowie Inklusion von Personen mit kognitiven/körperlichen Einschränkungen ist auf und hinter der Bühne bereits gang und gebe. Die Produktion Tabula Rasa ist nur ein Beispiel hierfür. (Emilia Sagmeister)
Welche Narrative und künstlerische Formen können junge Menschen weiter und wieder für Theater interessieren?
„DSCHUNGEL WIEN bedeutet gelbe Farbe auf buntem Hintergrund. Ein farbenfroher Ort, der einen mit Offenheit empfängt. Im DSCHUNGEL kann man laut sein, man kann aber auch schweigen, man kann tanzen und spielen und gleichzeitig im dunkeln Zuschauerraum kauern. Für mich ist der DSCHUNGEL ein Ort an dem einem viel geboten wird, ohne den Druck aufzubauen es annehmen zu müssen. Die Mitmachmöglichkeiten sind groß, also zumindest größer als an vielen anderen Theatern in Wien, und das macht den DSCHUNGEL sowohl für Künstler*innen als auch für Zuschauer*innen aus. Hier können sich die Rollen schnell tauschen. Zehnjährige im Publikum werden mit ihren Reaktionen auf das Gesehene zu Akteur*innen ihres eigenen Stückes. Es entsteht eine besondere Art der Kommunikation zwischen Bühne und Publikum, die in den Künstler*innengesprächen nach der „eigentlichen“ Vorstellung intensiviert werden kann. Der DSCHUNGEL setzt auf Austausch. Ein wichtiges Werkzeug, um junge Menschen zu erreichen und (wieder) für das Theater zu begeistern.“ (Lynn Pompetzki)
„Meiner Meinung nach kann es auch im Theater für junge Leute mal ernst sein, traurig, deep, dark, depremierend - junge Menschen sind durchs Internet so oder so gewissen Realitäten ausgesetzt, wissen Bescheid, sind nicht blind, machen sich vielleicht sogar mehr Sorgen als Menschen anderer Altersgruppen. Was Theater für junges Publikum auf keinen Fall sein darf, ist langweilig. Und auch wenn bestimmt jede Produktion eine unglaublich wichtige Aussage hat, darf es nicht zu einem frontal- moralisierenden Vortrag mit gehobenem Zeigefinger kommen. Da schalten wir ab. Gepredigt wird schon in der Schule genug, an der Uni und im Internet. Theater ist dafür da, einen anderen Zugang zu diesen Themen zu bieten. Einen spielerischen, einen künstlerischen, greifbaren, anschaubaren, spürbaren, einen konkreten Zugang.“ (Emilia Sagmeister)
„Unmittelbarkeit und die Möglichkeit zu Begegnung begreife ich als die zentralen Merkmale des Theaters und sind letzten Endes die Elemente, die mich an die Zukunft des Theaters als Kunstform und Institution glauben lassen. Eine die ich selbst mitgestalten möchte. Ich sehe außerdem großes Potenzial im Theater, wenn Theaterschaffende nicht vergessen, für wen sie Theater produzieren. Theater verliert in meinen Augen dann an Wert und Potenzial, wenn es sich selbst zu ernst und zu wichtig nimmt. Wir machen Theater für das Publikum, und wenn dieses vom Theater profitieren soll, muss es zugänglich sein und darf nicht vergessen werden, dass es im Grunde genommen ein Unterhaltungsmedium ist. Das bedeutet in keiner Weise, dass Theater flach und gehaltlos sein soll, aber auch politisches und gesellschaftskritisches Theater kann Spaß machen. Es soll verständlich, inklusiv und zugänglich sein, wenn das nicht gelingt, wurde in meinen Augen eine große Chance vertan.“ (Marie Josephin Handlechner)
„Die Einzigartigkeit des DSCHUNGEL WIEN besteht eindeutig darin, dass es so lebendig ist. Hierbei ist die familiäre Atmosphäre im Café des Foyers sehr ausschlaggebend. Dieser offene Raum schafft eine Art Verbindung zum Publikum, die ich selten in anderen Theatern sehe. Genau diese Verbindung ist für das Theater als Medium allerdings ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Ich habe den Eindruck, dass diese Offenheit des DSCHUNGEL WIEN weiter ausgebaut werden kann. Zum Beispiel, indem die Theaterstücke weniger im Vordergrund stehen, sondern stattdessen der direkte Austausch untereinander. Die bereits bestehenden Workshops für Kinder und Jugendliche könnten in architektonisch offen gestalteten Räumen stattfinden.“ (Sophie Kössel)
„Die Atmosphäre im Theaterhaus generell ist sehr entspannt und heißt jeden willkommen. Auch wenn es manchmal laut werden kann im Foyer finde ich es schön zu sehen, wie dort unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen und eine schöne Zeit gemeinsam verbringen.“ (Helene Moosmann)
„Für ein jüngeres Publikum schlage ich vor, den Zugang zu aktivem Ausprobieren auszubauen, beispielweise im Tanz, Schauspiel, Musizieren oder auch Schnuppern in handwerkliche Tätigkeiten im Theaterkontext. Gerade hier finden Mädchen—wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann—erschwert die Möglichkeit, sich auszuprobieren! Technik ist nach wie vor ein Gebiet, in das eher Jungen Einblicke angeboten werden.“ (Eugenia Linda Hauser)
Wie aus diesen Erfahrungen unsere Abschlussveranstaltung entstanden ist
„Nachdem wir uns Produktionen des PULS FESTIVALS anschauen durften, ging es daran unseren eigenen Theaterabend zu entwickeln. Dabei bekamen wir Hilfe von erfahrenen Mitarbeiter*innen des Dschungels und so konnten wir Schritt für Schritt herausfinden welches Thema wir für unsere Aufführung gerne haben würden. Nachdem sich eine klare Mehrheit für das Thema DAS GEFÜHL UNSERER GENERATION, nämlich der Generation Z, gebildet hatte, konnten wir loslegen.“ (Christoph Wingelmayr)
„Die Offenheit und Freiheit, die uns der DSCHUNGEL entgegengebracht hat, haben es uns ermöglicht, über alternative Bühnensituationen nachzudenken: Kleidertausch, Poetry Slam, ringförmig ausgerichtetes Publikum, oder ein örtlich dynamisches Bühnengeschehen, sprich, die Ausdehnung des Theaterraums—das alles waren Ideen, die in ihrer Umsetzung möglich sind, zum Teil auch schon umgesetzt wurden und es sicherlich wert sind, für die Zukunft in Erwägung zu ziehen!“ (Eugenia Linda Hauser)
„Der hilfreichste Zugang war für mich der Poetry Slam Workshop. Da ich selbst gerne schreibe, hatte ich da das Gefühl nicht nur eine Stimme zu bekommen, sondern auch mir endlich Zeit zu nehmen etwas zu verfassen und nebenbei ein unmittelbares Feedback zu erhalten. Es war auch spannend die Ideen anderer zu hören und sich davon inspirieren zu lassen.“ (Emma Anna Sandner)
„Nach und nach hat sich dann ein Thema herauskristalisiert, mit dem wir uns gerne auseinandersetzten würden, und welches (bewusst) sehr offen und vielseitig ist: Das Gefühl einer Generation. Identität und Selbstzweifel, Stress und Burnout, Schnelllebigkeit, Pandemie, komplette Über- oder Unterforderung. All dies sind Themen, die unsere Generation prägen und beschäftigen. Reizüberflutung und Schnelllebigkeit, Identitätskrisen und Fernweh haben sich zu einem prickelnden Gefühl und einem gelungenen Abend vereint.“ (Emilia Sagmeister)
„Die Inszenierungen und Texte waren teilweise recht düster und von Zukunftsängsten, Hoffnungslosigkeit und Verwirrtheit geprägt, was wahrscheinlich in unserem Alter normal ist. Insofern finde ich es nicht unnachvollziehbar zu sagen, dass sich junges Publikum einerseits ein Theater wünscht, welches den eigenen Interessen und Fragen nach Identität und Möglichkeiten einer Zukunft einen Raum gibt, andererseits kann Theater für junge Menschen auch ein Zufluchtsort sein, wo sie sich vielleicht vor ebendiesen Sorgen für einen Moment entfliehen könnten. Fragen nach der Identität (mit einem Blick auf Inklusion in jegliche Richtung) sind für junge Menschen sehr wichtig, das DSCHUNGEL Theater bringt diese gut auf die Bühne. So erhalten schon junge Kinder Einblicke in Diversität und Gleichberechtigung als Konzept. (…) Mit den Einblicken in die Arbeitsweise des DSCHUNGELS, welche auf Kinder und Jugendliche fokussiert ist, und Einblicke in verschiedene Aspekte unserer Welt ermöglicht, wurde ich mit eigenen möglichen Vorurteilen und Vorstellungen konfrontiert – ein Ansatz, den man im Theater nicht vergessen sollte. (Tizia Gulz)
„Das Proben im Dschungel war dann auch sehr angenehm und man hat sich nie unterworfen oder so gefühlt, sondern wie ein Teil von allem, der nicht mehr oder weniger Wert ist, als der Rest.“ (Maar Rebecca Salome)
„Das Bild von Theater, welches sich vor allem durch die Wechselbeziehung zwischen Zuschauenden und Darstellenden konstituiert, erweiterte sich um den Aspekt der Rahmung. Ohne dem Engagement der Technik, des Managements (hier auch PR mitgedacht) oder allen anderen Mitarbeitenden des Dschungels hätte der Abend nie so umgesetzt werden können.“ (Katharina Jasmin Pajenk)
„Besonders geschätzt in der Zusammenarbeit mit dem DSCHUNGEL WIEN habe ich, dass die Kommunikation auf Augenhöhe war. Wir als junge Studierende wurden durch die Möglichkeit unsere eigene Veranstaltung zu organisieren, sehr ernst genommen. Diese Möglichkeit war wichtig für meine Selbstfindung und meinen beruflichen Werdegang. Mit einem großen Theater zusammen zu arbeiten war diesbezüglich sehr bereichernd. Ich wurde durch unsere Produktion bestätigt, dass mir die Berufsfelder der Dramaturgie, das Koordinieren und Planen und die PR im Theater als Berufe nach meinem Studium zusagen. Diese Aufgaben habe ich in unserer Produktion hauptsächlich übernommen. (…) Ich hätte mir vom Theater gewünscht einen Leitpfaden für die Organisation an die Hand zu bekommen oder auch Vorgaben und Mittel, wie wir zum Beispiel Werbung machen können. (Sophie Kössel)
„Theater für junges Publikum kann meinungsstiftend und politisch sein, es sollte sich jedoch nicht in Moralprädigen verlieren. Es kann kreativ und bunt sein, sollte aber doch zugänglich und verständlich bleiben. Es sollte Gemeinschaften bilden und die Gewissheit eröffnen, dass wir zu bestimmten Teilen alle im gleichen Boot sitzen und Krisen gemeinsam schaffbar sind. In der Dschungel Akademie, als produzierende und rezipierende Gemeinschaft, ist es gelungen, eine Gruppe zu erzeugen, die gemeinsam Neues geschaffen hat und sich begegnet ist. Damit sind für mich die Grundvoraussetzungen für Theater machen und schauen erfüllt und die Dschungel Akademie ist als ‚Experiment‘ geglückt.“ (Marie Josephin Handlechner)
„Wir hatten auch das Gefühl, dass wir und unsere Ansichten zählten als auch gehört wurden und einen Raum bekamen. Ich denke, dass das auch das Besondere am DSCHUNGEL WIEN darstellt, ein Raum des Gehört und Gesehen - Werdens, ein Raum, in dem du, deine Stories und deine Visionen und Anliegen zählen, ein Raum in dem du aktiv handeln und verändern kannst, egal wer du bist, woher du kommst und welche Starthürden zur Gleichberechtigung und Lebensverwirklichung dir die Gesellschaft in den Weg gelegt hat.“ (Danja Veit)
Evaluation des Forschungsprozesses in der Dschungel Akademie
Ella Marie Strauss
Der Kurs am Dschungel Wien hat meine Perspektive auf das Theater nachhaltig verändert und mir eine bereichernde Erfahrung geboten. In meiner Kindheit war der Theaterbesuch keine gängige Aktivität in meiner Familie. Mein erstes Theatererlebnis mit "Kalif Storch" während der Grundschulzeit war einsam und wenig aufregend.
Selbst während meines Studiums der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, das primär von meiner Leidenschaft für Filme geleitet wurde, führten mich nur wenige Wege in die Theaterwelt. Als ich mich entschied, den Kurs am Dschungel Wien zu belegen, war ich neugierig auf das, was mich in einem Theater für Kinder und Jugendliche erwarten würde.
Der erste Tag brachte eine angenehme Überraschung – lebhafte, lachende Kinder im Vorraum empfingen mich. Der Blick hinter die Kulissen war für mich besonders faszinierend, vor allem während meiner Begegnung mit Hannes Röbisch, dem technischen Leiter. Nie zuvor hatte ich speziell auf die Beleuchtung im Theater geachtet, und mir wurde plötzlich bewusst, welche entscheidende Rolle sie spielt.
Die Probe des Stücks "Ancestors Gift", das sich mit generationsübergreifend weitervererbten Kriegstraumata auseinandersetzt, hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Insbesondere das Gespräch mit der Choreografin und den Tänzer*innen, in dem sie ihre persönlichen Erfahrungen und Verbindungen zu diesem Thema teilten, erwies sich als äußerst faszinierend. Die Choreografin berichtete von ihren eigenen Erfahrungen beim Versuch, nach Österreich zu emigrieren, und von der Herausforderung, eine Aufnahmeerlaubnis zu erhalten, um ihre Kunst zu präsentieren. Nach der Aufführung blieb die intensive Atmosphäre der Probe in meinem Gedächtnis haften, und ich betrachtete die Veranstaltung fortan aus einem erweiterten Blickwinkel. Das Gespräch mit der Choreografin und den Tänzer*innen erweiterte meinen Horizont und verdeutlichte die tiefgreifenden persönlichen Verbindungen, die Künstler*innen zu ihren Werken entwickeln können.
Was mich besonders fasziniert, ist, dass die Produktionen am DSCHUNGEL WIEN die Ideen der jungen Generation bzw. der NEXT GENERATION berücksichtigen, die in die Themenwahl, Dramaturgie und Ästhetik einfließen. Als Teil der Next Generation mit dem Kurs der Universität Wien wurde ich ermutigt, meine eigenen Projekte vorzuschlagen und an Entscheidungsprozessen teilzunehmen. Es war eine einzigartige Erfahrung, die mich dazu brachte, mich als Teil der Zukunft des Theaters zu sehen.
Die Frage, welche narrative und künstlerischen Formen junge Menschen für das Theater interessieren, ist komplex. Bei meinem Besuch im Dschungel Wien fiel mir jedoch auf, dass das Stück "Räuber" für Kinder einen Ansatz verfolgte, der humorvoll und unterhaltsam war. Umgeben von lachenden Kindern wurde mir klar, dass Humor und Witz Schlüsselkomponenten sind, die alle Altersgruppen, sozialen Hintergründe und Bildungsniveaus ansprechen können. Die Abschlussveranstaltung, die aus diesen Erfahrungen entstand, berührte verschiedene Themen – von Liebe bis zum Erwachsenwerden, von Verlorenheit bis zur Reizüberflutung. Der Einsatz von Knicklichtern sorgte für humorvolle Momente und verlieh der Veranstaltung eine leichte Atmosphäre. Als ich selbst im Publikum saß, erkannte ich die Kraft des gemeinsamen Lachens und wie Theater zu einem Ort wird, an dem Menschen aller Altersgruppen zusammenkommen, um gemeinsam zu genießen.
Insgesamt freue ich mich, ein Teil dieser kreativen und vielfältigen Theatergemeinschaft zu sein. Dschungel Wien hat nicht nur meine Perspektive auf das Theater gerade, sondern mir auch gezeigt, dass Kunst für junge Menschen von entscheidender Bedeutung ist. Theater kann Brücken bauen, Barrieren abbauen und Menschen aller Generationen vereinen – ein Ort, an dem die Geschichten der nächsten Generation geschrieben werden.