Forschungsergebnisse JUNGES THEATER ANDERS DENKEN

Seit der letzten Spielzeit 23/24 haben wir uns gemeinsam mit Künstler*innen, Expert*innen und vor allem der jungen Generation auf die Suche gemacht: Welche Geschichten und künstlerischen Formen interessieren junge Menschen im Theater?

Soraya Reichl und Pauri Röwert einen Monat lang mit Kindern, Jugendlichen, Künstler*innen, Pädagog*innen und Mitarbeiter*innen von DSCHUNGEL WIEN gesprochen und gefragt: Wie können Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Zukunft gemeinsam ein Theater gestalten? Wie stellst du dir das Theater der Zukunft vor? Welche Rollen übernehmen Kinder und Jugendliche darin und was machen die Erwachsenen? Wie würdest du mit einem Batzen Geld DSCHUNGEL WIEN verändern?

Außerdem haben Theater-, Film- und Medienwissenschaft Studierende der Uni Wien den DSCHUNGEL WIEN kennengelernt und befragt. Ihre Ergebnisse findet ihr hier.

Theater bedeutet für mich

Was bedeutet Theater für dich? Nimm dir ein Blatt und falte, reiße oder knülle eine Papierskulptur als Antwort auf die Frage. Schreibe erst, wenn du fertig bist, einen Titel auf deine Skulptur.

  • ein Fernrohr; ein Hase; Unordnung
  • wenn ich mit meinen Freunden auf der Bühne spiele
  • Freiheit; ein Spiegel; ein Ort ohne Richtig und Falsch
  • ein Ort ohne Druck; ein Ort ohne Algorithmus, der mir nichts verkaufen will
  • für mich ist das, dass Leute etwas Coolem zuschauen
  • zerlegen und neu zusammen setzen; wenn du Urlaub machst von dir selbst
  • ein magischer Hut; Sichtbarkeit; ein großes Sprachrohr für all unsere Ideen
  • es trägt uns alle und wirkt in mir und auf uns und ermöglicht einen neuen Blick auf die Welt
  • ein gemeinsames Erlebnis; plötzlich da!; nicht den einen schwarzen Punkt zu betrachten, sondern all die gelben Möglichkeiten zu sehen
  • ein Prozess, an dem viele arbeiten; ein Ort, um für kurze Zeit gemeinsam nachzudenken;
  • ein Ort der Unabhängigkeit, des Lachens, des Träumens, ein Ort des Widerstandes;
  • Zauber; ein Platz, wo ich immer fröhlich bin; Menschen auf der Bühne;
  • Mikrofone; ein Blick hinaus, ein Blick hinein; Tricks
  • Bretter, die die Welt bedeuten; Freundschaft; Herzflattern; Glück; Fantasie; Konfetti
  • in den Brunnen zu springen und wie Goldmarie Unbekanntes kennenlernen

Was würdest du mit einem Batzen Geld für den Dschungel kaufen?

  • Vorstellungen und Workshops, die kostenfrei angeboten werden und mehr Menschen den Zutritt ermöglichen (räumliche, finanzielle Barrieren abschaffen)
  • Workshops für Schulklassen
  • Freiplätze in den Kinderworkshops
  • neue Technik
  • eine Unterwasserrutsche oder Nachtstücke
  • spannende internationale Produktionen
  • Minecrafttheater
  • die lokale Szene und den Nachwuchs fördern
  • Gehälter der Mitarbeiter*innen erhöhen
  • Einhorn-Workshops
  • höhere Honorare für die Künstler*innen, Werkstätten-Leitungen, freie Theaterpädagog*innen
  • alternative / erneuerbare Energie für die Vorstellungen und den Betrieb
  • Stipendien für Theaterwerkstätten, diese werden in Schulen für Kinder angeboten, die weniger privilegiert sind
  • Niedrigschwellige Angebote, v.a. finanziell
  • Kulturpatenschaftsmöglichkeiten fördern und Teams engagieren, die aktiv in Schulen und Unis etc. Workshops + Werbung machen für mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit
  • Pyrotechnikshow
  • Inclusivity + Human Happiness (bzw. Awareness) fördern
  • Busse, die Kinder kostenlos ins Theater bringen, freier Eintritt
  • ein noch stärkeres und breit gefasstes „Patenprogramm“, das auch Zugänglichkeit für Eltern/Großeltern/Bezugspersonen von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien schafft
  • dezentrale Spielorte (mobile Produktionen, eine Tournee durch die Bezirksmuseen, Volksschulen der Bezirke)
  • Süßigkeiten nach der Vorstellung
  • einen zweiten Gitarrenständer
  • mehr Räume/Ressourcen/Personal, um mit Kindern gemeinsam zu forschen und zu entdecken
  • Werbung, damit mehr Menschen vom Dschungel erfahren
  • mehr inklusive Projekte
  • ein offenes Foyer, in dem Kinder ihre Freizeit verbringen können mit essen, chillen, spielen; sozialpädagogische Betreuung, Hausaufgabenhilfe und Theaterworkshops

Theater der Zukunft: Ein Manifest

Was ist dir wichtig für das Theater der Zukunft? Ergänze mit deinen Gedanken das gemeinsame Manifest und kommentiere/reagiere auf die Ideen der anderen.

  • Risiken eingehen und „Fehler“ verzeihen; mehr Kinder auf der Bühne; Lehrer*innen und Kindergartenpädagog*innen theaterpädagogisch unterrichten; Schulen gehen regelmäßig ins Theater und es gibt ein eigenes Schulfach für Kunst/Kultur; mehr Förderungen für das Theaterhaus + junge Kunst allgemein; Theater von Tieren für Tiere; Ticketpreise niedrig halten und mehr outreach; Stücke, die keine Klassiker für die cis-het-weiße Oberschicht sind, sondern für marginalisierte Personen Mehrwert haben!; andere Geschichten als nur den westlichen Kanon; gemeinsam suchen statt schon alles können und wissen; gegenseitiger Respekt, unabhängig vom Alter und von der Position (auf und hinter der Bühne); mehr austauschen, mehr im Kollektiv; nicht immer alleine kämpfen müssen; dass Theater für junge Menschen als Kunstform ernstgenommen wird und die Stimmen junger Menschen in unserer Gesellschaft sichtbar und hörbar sind und ein stärkeres Gewicht haben; Theater als ein Raum des aktiven Zuhörens, des Erzählens, des bewussten Miteinanders; eine Auszeit von all dem schnellen Tumult da draußen; Theater muss zugänglich für alle sein, am besten kostenlos!; intergenerational zusammen Kunst machen; Erfahrungen und Schaffensprozesse, die Kinder und Erwachsene teilen außerhalb der Familie und Schule, lasst uns Generationen durchmischen, voneinander lernen; die Allerkleinsten nicht vergessen, es gibt (fast) keine Förderungen für Kindergärten für Kunst + Kultur; dass Kinder mehr eigene Texte schreiben; biologisch abbaubare Bühnenbilder; adultismuskritische Haltung gemeinsam als Haus entwickeln und Vereinbarungen beschließen wie junge Perspektiven müssen Teil des Konzeptions-/ Probenprozesses sein (z.B. als Probenklasse, Outside Eye, auf oder hinter der Bühne); Aufbrechen konventioneller „Wahrnehmungsräume“; olfaktorische, haptische, sinnliche Impulse; Triggerwarnungen; Ästhetik politisch denken; mehr Workshopangebote (wenn möglich gratis) an z.B. Schulen + Open Calls für kreative Personen (so wie MAGMA und das Schreibstipendium! Großartig!); niemand muss inkludiert werden, denn alle sind schon da: im Theater der Zukunft; Ort der Träume für alle; auch in Zukunft muss Theater die fortwährende Realisation von Freiheit sein und bleiben!; mehr mehrsprachige Angebote; ein „Ort für alle“ ist unmöglich, ich wünsche mir einen Ort für „nicht immer dieselben“.

Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben, und besonders Soraya und Pauri! Wer Lust hat, uns weitere Antworten zu schicken, kann das gern tun an office@dschungelwien.at.

 

 

Bei der Eröffnung am 23. September 2023 haben wir gefragt: Was wünscht du dir vom DSCHUNGEL WIEN?

Diese Wünsche konnten wir schon realisieren:

  • „eine Zaubershow“

Bei PIXELZIMMER bewegen sich Gegenstände wie durch Geisterhand durch den Raum. So lustig, dass sie nominiert ist als „Herausragende Produktion für Kinder“ für den STELLA*24 – wieder zu erleben ab 20. November 2024.

  • „irgendwas mit Tigern“ + „Breakdance-Workshops“

In den SHAKE THE BREAK Workshops von ImPulsTanz und Dschungel Wien verwandelten sich die Kinder in Tiger, Möpse und Salamander, Jugendliche erprobten urbane Tanzformen, wieder zu erleben im Sommer 2025.

  • „Theaterworkshops und Kurse für Kinder“

Regelmäßig erobern Kinder und Jugendliche die Bühnen des DSCHUNGEL WIEN, in Schul- oder Familienworkshops, die kommenden Angebote findet ihr auf unserer Webseite.

  • „Theaterstück mit Einhorn“

Ein Einhorn und eine Wildsau waren bei DAS TAPFERE SCHNEIDERLEIN in der Spielzeit 2023/24 zu erleben, auf ORF KIDS ist die Produktion im Herbst 2024 wieder on demand abrufbar.

  • „coole Wissenschaftshow“

ZUCKERL, GURKERL, KACKALARM zeigte eine Science-Performance mit Musik über die menschliche Verdauung.

  • „Trauriges + Lustiges zum Mitmachen“

Das Gastspiel ANDERSWO erzählte fantasievoll und voller Überraschungen von einem Kind, dass wegen des Kriegs sein Zuhause verlassen musste, begleitend dazu fanden Workshops statt.

  • „den Kindern Mut machen“

Die ganze Spielzeit über präsentieren wir viele Produktionen, die Kinder ermächtigen, mutig und selbstbewusst ihren Weg im Leben zu finden, konkrete Empfehlungen für Pädagog*innen unter paedagogik@dschungelwien.at oder an der Kassa.

  • „den Kindern die Scheu nehmen, vor vielen Leuten zu sprechen“ + „Workshops für Kinder mit Aufführung“ + „Stücke, in denen Kinder mitspielen dürfen“

In den Theaterwerkstätten machen Kinder und Jugendliche ihr Theater selbst. Sie proben und entwickeln mit Künstler*innen ein Stück, dass sie danach vor Publikum aufführen. Für die Theaterwerkstätten 24/25 könnt ihr euch noch anmelden.

  • „dass man nach dem Stück was essen kann auf der Bühne“

Auf der Bühne nicht, aber im Dschungel Café jederzeit.

Diese Wünsche konnten wir noch nicht realisieren:

  • eine Pyrotechnik-Show
  • ein Ninjago-Schauspiel
  • mehr DJ-Workshops
  • Make-up-Artist-Kurse

Forschungsergebnisse der Dschungel Akademie

Studierende der Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Uni Wien haben DSCHUNGEL WIEN kennengelernt und befragt.

(c) Soraya Reichl, Pauri Röwert

Sharing: Junges Theater anders denken

RESIDENZ CULTURE MOVES EUROPE

17.30 Uhr